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Geschichte hautnah – Exkursion nach Hartheim

Die 4.Jahrgänge und 3.Fa unternahmen eine Exkursion zum Gedenk- und Lernort Schloss Hartheim, dem ehemaligen nationalsozialistischen „Euthanasie“-Zentrum, wo Tausende von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen ermordet wurden. Die Schüler:innen erhielten die Möglichkeit, die Geschichte des Ortes hautnah zu erleben und zu lernen, welche schrecklichen Verbrechen hier begangen wurden. Sie besichtigten das Schloss und erfuhren mehr über die Methoden und Gründe für die Verbrechen, sowie über die Opfer und diejenigen, die für die Verbrechen verantwortlich waren. Diese Exkursion war eine wichtige Gelegenheit, um über Ethik, Menschenrechte und die Verantwortung jeder Person für ihre Handlungen zu lernen.

Im Rahmen der Exkursion entstand der folgende Text:

 

Die Brille von Maria Krammer

Es war der 25. April 1922, als Maria in das Brillengeschäft kam, in dem ich schon so lange lag. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass ich jemals einen Besitzer finden würde, da ich wegen meiner auffälligen roten Farbe nicht in jedes Gesicht passe. Doch genauso wie ich, dachte sich wohl auch Maria, dass ich perfekt zu ihr passen würde. So kam eines zum anderen und ich durfte auf ihrer Nase Platz nehmen. Durch mich war ihr endlich das Sehen wieder gestattet.

Doch Mitte Dezember 1940 änderte sich unser Leben radikal, als wir gemeinsam mit vielen anderen Menschen in einen Bus gesteckt und ins Schloss Hartheim verfrachtet wurden. Auf einmal ging alles ganz schnell: Maria wurde aus dem Bus direkt in einen Raum, in dem sie sich ausziehen musste, gebracht. Somit wurden auch Maria und ich getrennt und mich überkam das schreckliche Gefühl, dass diese Trennung für immer sein würde.

Doch wer nun glaubt, mein Weg war hier zu Ende, der irrt sich, denn gemeinsam mit Tassen, Mariafiguren, Zahnbürsten und Rasieren wurde ich im Schlosspark vergraben. Es musste ungefähr ein halbes Jahrhundert vergangen sein, mittlerweile hatte ich mich schon an die Dunkelheit gewöhnt, als ich mich plötzlich auf einer Baggerschaufel wiederfand. Nach unzähligen Waschgängen und wissenschaftlichen Untersuchungen darf ich mich heute in einer Vitrine mit all den anderen Ausgrabungsgegenständen präsentieren. Durch meinen Fund ist nun endgültig bestätigt, dass hier Menschen getötet und ihre Habseligkeiten achtlos vergraben wurden.

Kimberly Mitterhuemer und Sophia Spitaler, 4.a